Akupunktur Seminar

Akupunktur Seminar mit Andrew Nugent-Head in Zürich

Ma Danyangs 12 himmlische Stern Punkte 

Wir freuen uns für den 6. Bis 8. März 2015 Andrew Nugent-Head für ein Akupunktur Seminar einladen zu können.

Andrew wird erstmals in der Schweiz Ma Danyangs Akupunktur Gedicht interpretieren und uns erklären wie diese zwölf Punkte angewandt werden und was für Nadeltechniken notwendig sind um die im Gedicht erwähnten Resultate zu erzielen. Die erklärten Techniken werden am Partner geübt.

Details und Anmeldung (Link)

 

Andrew Nugent-Head

AndrewTeachingAndrew hat während 28 Jahren in China gelebt und in dieser Zeit von verschieden Meistern im traditionellen Meister-Schüler Verhältnis, Chinesische Medizin, Kampfkünste und innere Kultivierungsmethoden erlernt.

Sein Qi basierender Akupunktur Stil lernte er hauptsächlich von Ba Gua Zhang Meister Xie Pei Qi, der seine Kunst von einem Arzt am Kaiserhof gelernt hatte.

Der traditionelle Stil, den Andrew praktiziert, legt viel Wert auf die Techniken die man anwendet nachdem das „De Qi“ Gefühl sich eingestellt hat.

Weiter Informationen zu Andrew finden Sie hier:
www.youtube.com/user/traditionalstudies
www.traditionalstudies.org

 

Huiyang Jiuni Teil 2

Merkblatt zum Einnehmen von „Huiyang Jiuni“ Rezepturen
– Yang wiederherstellenden Rezepturen –

Die genannten Symptome (siehe Huiyang Jiuni Teil 1) treten auf, wenn die Energie (Zhen Yang) beginnt sich zu bewegen und so auf ein Kältepathogen in den Meridianen oder den Organen trifft.

Wenn die genannten Umstände eintreten und man die Kräuter weiter zu sich nimmt, verschwinden die Symptome in der Regel in ein bis zwei Tagen wieder. Was für Symptome auftreten, hängt von der Krankheit des Patienten, seinen Lebensumständen usw. ab, kann also nicht vorausgesagt werden.

Die Giftigkeit des Fu Zi (Aconit), über die oft gesprochen wird, ist dessen Hitze, die gebraucht wird, um Kältepathogene zu beseitigen, auch wird es nicht vom Körper gespeichert.

Symptome, die im Zusammenhang mit hohen Dosen Fu Zi auftreten, sind folgende:

(in dieser Reihenfolge)

1. Kribbeln oder Taubheitsgefühl in der Lippe und Zungenspitze

2.Taubheitsgefühl oder Kribbeln unterhalb der Ellbogen(+ vorhergehende Symptome)

3. Kribbeln oder Taubheitsgefühl in der Brust, Druck auf der Brust, beschleunigter Herzschlag(+ vorhergehende Symptome)

4. Kribbeln oder Taubheitsgefühl im Unterbauch( + vorhergehende Symptome)

5. Kribbeln oder Taubheitsgefühl unterhalb der Knie ( + vorhergehende Symptome)

6. Weiss werden vor den Augen( + vorhergehende Symptome)

Diese Symptome vergehen normalweise nach 3 Stunden. Man sollte nur die Dosis des Fu Zi ein wenig reduzieren. Wenn die Symptome nicht in obiger Reihenfolge auftreten, ist das ein Zeichen, dass sich die Gefässe öffnen, was somit als positiv zu taxieren ist. Diese Reaktionen verschwinden in der Regel innerhalb von wenigen Tagen. Es ist wichtig zu wissen, dass jedes Mal, wenn ein Symptom auftritt, ein Pathogen im Körper verringert wird.

Da Patienten, die diese Rezepturen benötigen, ein schweres Kältepathogen aufweisen, das heisst einen Yang-Energiemangel haben, braucht es meist mehr als drei Monate, oft sogar ein halbes Jahr, bis eine vollständige Genesung eintritt.

Diese Aufstellung wurde ursprünglich für Patienten geschrieben, die Huiyang Qiuni-Rezepturen einnehmen, darum wurde auch darauf verzichtet, Fachwörter für Krankheiten zu verwenden.

Da heute immer mehr Therapeuten die klassischen Ansätze des Shang Han Lun oder der Feuer-Schule erlernen, veröffentlichen wir hier diese Liste als Vergleichs- und Studienmaterial – sie ersetzt nicht eine korrekte Anamnese!

Huiyang Jiuni Teil 1

Merkblatt zum Einnehmen von „Huiyang Jiuni“ Rezepturen
– Yang wiederherstellenden Rezepturen –

Symptome, die im Zusammenhang mit der Einnahme der Kräuter auftreten können:

  1. Plötzliche Nervosität und Unruhe in der Brust, Nasenbluten, Bläschenbildung auf der Zunge bzw. Lippen oder trockener/schmerzender Hals, trockene, gerötete und schmerzende Augen (auch viel Schlafsand) oder Schmerzen in den Ohren, gerötetes und heisses Gesicht oder ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl an der Körperoberfläche.
    ——
  2. Plötzlicher trockener Husten oder erhöhte Schleimproduktion (kann den ganzen Tag/die ganze Nacht andauern). Manchmal können das Gesicht, ein Augenlid oder die Unterschenkel und Füsse plötzlich oder sogar der ganze Körper anschwellen. Im Weiteren können Schwierigkeiten beim Harnlösen auftreten. Möglich ist auch Schwitzen am ganzen Körper oder Auftreten von roten Flecken und Bläschen am Körper, die schmerzen und jucken können.
    ——
  3. Plötzliche Schmerzen im Bauch, die mit Wind lassen oder durch Durchfall nachlassen (der Durchfall kann bis zu 5-10 Mal pro Tag auftreten und bis mehr als 10 Tage dauern). Des weiteren können Appetitlosigkeit, Übelkeit oder sogar Erbrechen vorkommen, Schmerzen im Kreuz, das Gefühl, der ganze Körper sei schwer und antriebslos. Man fühlt sich sehr müde und möchte schlafen (man schläft gut). Man ist einige Zeit vergesslich und hat Haarausfall. Bei Problemen an den Geschlechtsorganen kann es Schmerzen im Penis bzw. in der Vagina geben, oder es kommt zu Hautauschlägen am Gesäss, in der Leiste und/oder im Gesicht. Wenn oben genannte Umstände auftreten und die Rezeptur weiter genommen wird, verschwinden die Symptome in der Regel in einem halben Monat.
    ——
  4. Plötzliches starkes Nasenlaufen oder verstopfte Nase, niesen – alles Symptome, die wie eine Erkältung aussehen. In diesem Falle kann man mit der Kräutermischung weiterfahren oder nach Absprache mit dem Therapeuten die Mischung anpassen, um die Wirkung zu verstärken. Wenn Fieber bis ca. 38° C auftritt, verschwindet es in normalerweise in 1 bis 3 Tagen wieder (meistens ist nur im oberen Körperbereich die Temperatur erhöht).
    ——
  5. Plötzliche muskuläre Schmerzen am ganzen Körper, schwere Gelenksschmerzen, Kopfschmerzen oder Zahn(fleisch)schmerzen.
    ——
  6. Frauen, die ein schweres Kältepathogen und dadurch unregelmässige Blutungen haben, können nach Einnahme der Kräuter einen um einige Tage verkürzten Zyklus haben, der sich aber mit der nächsten Periode normalisiert, oder die Blutung bleibt für einen Zyklus ganz aus. Einen Zyklus später stellt sich die Blutung wieder ein und es kann eine etwas stärkere Blutung auftreten, aber ohne Ermüdungserscheinungen. In den folgenden Monaten können verstärkt „Blutklumpen“ bei der Menstruation auftreten.
    ——
  7. Egal, ob man unter Verstopfung leidet oder nicht, nach dem Einnehmen „Yang wiederherstellender“ Kräuter wird man möglicherweise für kurze Zeit keinen Stuhlgang haben, aber man wird sich nicht stark gebläht fühlen. Bei weiterem Einnehmen der Kräuter reguliert sich der Stuhlgang nach einigen Tagen. Einige Patienten können für einige Tage erhöht Durst verspüren.
    ——
  8. Bei Patienten mit Bluthochdruck kann nach Einnahme der Kräuter ein nochmals erhöhter Blutdruck auftreten, der aber nach einiger Zeit wieder sinkt und sich auf einen gesunden Level einpendelt. Bei Bedarf wird die Kräutermischung neu angepasst oder geändert.
    ——
  9. Wenn der Patient in Vergangenheit an Gallenblasen- oder Blinddarmentzündung gelitten hat, kann die Entzündung durchaus während der Behandlungsdauer wieder auftreten, dasselbe gilt für Patienten mit Hämorriden. Die Symptome verschwinden nach kurzer Zeit wieder. Das heisst, dass während der Behandlung Krankheiten und Symptome aus der Vergangenheit ein bis zwei Mal wieder auftreten können, aber nicht mit der Intensität der früheren Male.

Lesen Sie mehr im zweiten Teil (Link)

Kultivierung

Die gemeinsame Kultivierung von Geist (Xing) und Energie (Ming) in der daoistischen Alchemie und die Rolle des Zinnober Feldes( Dan Tian)

Die meisten Leute, die gerne die alten chinesischen Gesundheitslehren (Yang Sheng), Qi Gong oder Kampfkünste praktizieren, kennen alle die drei Dan Tian, haben aber vermutlich auch feststellen müssen, dass es verschiedene Theorien über die genaue Position und Funktion der drei Dan Tian gibt.

Im alten China wurde dieses Wissen nur sehr restriktiv weitergegeben, so gab es viele Personen, die sich ein wenig Wissen durch Bücher aneigneten aber keine direkte Unterweisung durch einen Meister genossen. Infolgedessen wurden durch blindes Raten und Annehmen falsche Ideen und Theorien übertragen.

Auf der anderen Seite wurde in der daoistischen Tradition das Wissen über Generationen weitergegeben und über Jahrtausende verfeinert, bis umfassende Systeme in Theorie und Praxis entstanden. In den Klassikern wie dem „Gelben Kaiser“ dem „Dao De Jing“ oder dem „Zhuang Zi“ usw. werden die Praktiken umschrieben. Konfuzianismus, Buddhismus und der Daoismus beschreiben die Wirkung der Dan Tian auf Ihre Weise. Da aber das Wissen in Metaphern niedergeschrieben und die direkte Unterweisung vielen Geboten und Traditionen unterworfen war, gab es immer nur wenige Personen die in die Geheimnisse eingeweiht waren.

Die Position der drei Dan Tian und Ihre Funktion

Über die Position des unteren Dan Tian gibt es ziemlich viele Ansichten: Die Einen sagen 1.2 Cun, andere 1.3. Cun, 1.5 Cun oder 2.0 Cun unter dem Bauchnabel. Verschiedene Traditionen haben unterschiedliche Kenntnisse vom Dan Tian, so dass der Lernende anfänglich nicht weiss, wessen Ansicht nun die richtige ist. Nachdem ich während Jahren mit meinem Meister, Niu Jin Bao, die traditionellen daositischen Kultivierungsmethoden und Klassiker erlernt hatte, kam ich zum Schluss, dass die Position 1.3 Cun unter dem Bauchnabel liegt. Diese Position wird auch von den alchemistischen Klassikern bestätigt. In vielen Schriften wird die Theorie oft nicht direkt genannt sondern oft in Metaphern wiedergegeben oder mit Beispielen umschrieben, und so haben sich beim Interpretieren verschiedene Ansichten ergeben.

Im Altertum waren die Längenmasse von Dynastie zu Dynastie verschieden, was auch ein weiterer Grund ist für die Schwierigkeit, den exakten Ort des Dan Tian zu bestimmen. Da aber die Prozesse der inneren Alchemie, wie die Medizin, im Körper ablaufen, muss man den „Tong Shen Cun“(=Längeneinheit am eigenen Körper gemessen, 1 Cun ist so lang wie das mittlere Glied des Mittelfingers) benutzen. So spielt es keine Rolle wie gross oder dick der Körper ist. Die Masseinheit bleibt immer das mittlere Glied des Mittelfingers.

Der mittlere Dan Tian ist 1.2 Cun unter dem Herz und der obere Dan Tian liegt zwischen den Augen.

Der untere Dan Tian wird auch Qi Xue (Qi: Energie, Xue: Hohlraum, kennt man als Punkt in der Akupunktur) genannt. Hier wird in der daoistischen Alchemie der Ofen installiert, um die alchemistische Medizin(Yao) zu transformieren. Im Altertum gab es den Spruch:“ oben gibt es den Huang Ting (den gelben Hof), unten den Guan Yuan (den Pass des Ursprungs ), vorne den You Jue( verborgenen Palast) und hinten den Ming Men (das Tor der Energie/Vitalität ) und in der Mitte einen goldenen Ofen. Hier umschreibt der goldene Ofen den Qi Xue. Die Position liegt im Körperinnern. im Verhältnis Sieben zu Drei von Vorne nach Hinten hängt ein Punkt, der sogenannt „echte Qi Punkt“( Zhen Qi Xue). Gemäss meiner Tradition liegt dort, beim Mann der Speicher der Essenz (Jing), und bei der Frau der Baogong, seine Funktion ist, Essenz in Energie zu transformieren. Tatsächlich gibt es an diesem Punkt keinen „Punkt“ und am Ort des Ofen gibt es ursprünglicher weise auch keinen Ofen, erst wenn sich das Qi entwickelt/ankommt entsteht der Punkt.

Der mittlere Dan Tian wird auch violetter Palast genannt. Er liegt gegenüber des „Jia Ji Guan“(beidseits des 7. Brustwirbel). Seine Funktion ist die alchemistische Umwandlung von Energie in Geist (Lian Qi Hua Shen). In ihm wird in der daoistischen Selbstkultivierung für Frauen im Gegensatz zu jener für Männern der „Ofen“ installiert.

Der obere Dantian heisst auch Ahnenpunkt (Zuqiao), der im Prozess der daoistischen Selbstkultivierung eine sehr wichtige Funktion hat, über die man im Altertum geschwiegen und das Wissen nur unter 4 Augen weitergegeben hat. Auf der einen Seite ist der Ahnenpunkt das Tor, an dem das“ Xuan Guan“ ein- und austritt. Das Xuan Guan ist das Licht, dass man vor den Augen sieht wenn die Essenz und Energie im Dan Tian voll sind. Xuan Guan kann als geheimnisvolles(spirituelles) Tor übersetzt werden. Auf der anderen Seite ist der Ahnenpunkt die Wurzel des Geistes (Xing), der Ort an dem man den „Herz-Affen einschliesst“ oder das „Gedanken-Pferd anbindet“. Viele Leute, die heute Meditation praktizieren konzentrieren sich auf den unteren Dan Tian, nicht wissend, dass der Geist (Xing) die Wurzel und die Energie (Ming) die Blüte ist. Die Klassiker sagen: Der Geist ist die Wurzel, die Energie die Blüte. Der Geist (Xing), aus den Augen kommend, ist das Herz. Die Energie(Ming), ist die Niere, und kommt aus dem Yin Gen (Geschlechtsorganen). Im oberen Dan Tian wird der Kessel (Ding) angebracht, um dort die alchemistische Transformation von „Geist in die Leere“(Lian Shen huan Xu) zu praktizieren.

Anmerkung

Die Begriffe Xing(性) und Ming(命) werden hier einfachhalber als Geist und Energie übersetzt. Die Begriffe kann man aber auch mit z.B. essentieller Natur (Xing) und Vitalität(Ming) übersetzen.

Xi Chun-Sheng

Herr Xi Chun-Sheng, geb. 1951 in Beijing, hat ab 1972 während 16 Jahren unter Meister Niu Jin-Bao daoistische Alchemie studiert. Meister Niu war Schüler von Zhao Bi-Chen, dem alten Herrn des Tausend-Gipfel-Berges, Begründer der Tausend-Gipfel–Schule (Qian Feng Dao) und Überlieferer der 11. Generation der „Drachentor Schule“- Schule (Longmen Pai ). Neben daoistischer Alchemie hat Herr Xi von namhaften Lehrern Wudang-, Wu- und Yang-Stil Taiji gelernt. Herr Xi ist heute Stammhalter der 2. Generation der Qianfeng Xiantian Schule und Vorstandmitglied der Beijing Daoist Association

Übersetzung

erfolgte durch Nicolas Leimgruber

Geheime Daoistische Überlieferungen

Geheime Daoistische Überlieferungen – Darstellungen die das Kultivieren des Dao und das Erlangen der Unsterblichkeit erörtern

Von alters her haben in China die Daoisten Selbstkultivierung (innere Alchemie) betrieben, sie haben sich dem Erforschen und dem Praktizieren der Unsterblichkeit gewidmet. Sie vertreten, dass Himmel und Mensch eins sind (tianren heyi), dass das Dao (der Weg) der Natur folgt. Sie praktizieren Klarheit, Stille und „nicht eingreifen“ (wu wei) und vertreten, dass Energie (Ming) und Geist (Xing) zusammen kultiviert werden müssen. Diese Methoden wurden von Generation zu Generation im Verborgenen überliefert und nur an Eingeweihte weitergegeben.

Das Wissen der Unsterblichkeit, auch Huanglao zhi xue genannt (die Schule des gelben Kaisers und Laozi), ist Grundlage und Kern des Daoismus. Die drei alten Klassiker „der Gelbe Kaiser“, „das Dao De Jing“ und „das Buch der Wandlungen“ (Yi jing) erklären die Theorie aus verschieden Blickwinkeln. Nachdem in der östlichen Han-Dynastie der “König“-der-„inneren Elixier“-Bücher, das „Zhouyi Cantong Qi“ geschrieben wurde, entstanden in den darauffolgenden Dynastien unzählige Werke, die sich mit dem Thema beschäftigten. Ausserdem wurden esoterische Darstellungen zur Anleitung des Kultivierens der Energie (Ming) und des Geistes (Xing) gelehrt, welche nur an auserwählte Personen weitergegeben und als Geheimnis gehütet wurden. Der Stellenwert dieser Zeichnungen kann man durchaus mit jenem der Thangka im tibetischen Buddhismus vergleichen.

Es gibt über hundert solche Darstellungen, die in den verschiedenen daoistischen Schulen über die Jahrtausende überliefert wurden. Die Bilder „der Kultivierung des Wahren“ (Xiuzhen Tu), „der inneren Wege“ (Neijing Tu), „der Regulierung des Feuers“ (Huohou Tu) und „der Methode des Herzens“ (Xinfa Tu) geniessen den höchsten Status und setzen sich am meisten mit dem Praktizieren des „inneren Elixiers“ auseinander.

In diesem Artikel wollen wir kurz auf die ersten beiden und auch bekanntesten Darstellungen eingehen. Die erwähnten vier Darstellungen wurden innerhalb verschiedener daoistischer Schulen, unabhängig voneinander, im Verborgenen übermittelt und in Theorie und Methode weiterentwickelt, bis Ende Ming-/Anfang Qing-Dynastie (ca. 17. Jh.) die Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Da sich aber im Laufe der Zeit beim Kopieren der Darstellungen Fehler eingeschlichen haben, sind einige Zeichnungen mangelhaft. Darum ist es eine der Aufgaben der heutigen Daoisten, die verschieden Ausgaben der Karten zusammenzubringen und zu bereinigen.

In den 80er-Jahren bekam Xi Chun-Sheng, Stammhalter der zweiten Generation der „tausend Gipfel früher Himmel Schule“ (Qian Feng xiantian pai) (*)des Daoismus, den Auftrag seines Meisters Niu Jin-Bao, die Darstellungen zusammenzutragen und zu bereinigen. In den 90er-Jahren begann Herr Xi mit seinen Schülern, die sich im Umlauf befindenden Ausgaben der Darstellungen zu verifizieren, korrigieren, vervollständigen und nach 15 Jahren Arbeit neu zu veröffentlichen. Nicht nur wurden die Texte und Zeichen korrigiert und vervollständigt, es wurden auch verloren gegangene Inhalte wieder hinzugefügt und die Darstellungen eingefärbt, um sie besser verständlich zu machen.

„Die Kultivierung des Wahren“ Darstellung (xiuzhen tu)

Die Darstellung des “Kultivierens des Wahren“ ist eine Durchleuchtung des menschlichen Körpers. Darin werden Funktion und Position der Kardinalspunkte (guanqiao), der acht Gefässe und der Organe wiedergegeben. Es werden astrologische Symbole wie der Polarstern, die 28 Sternbilder, die Mondphasen, die 24 Jahreseinteilungen und die Hexagramme des Yi-Jing erörtert, wie sie den alchemistischen Prozess im Körper umschreiben. Die Daoisten sagen: “Der Himmel hat drei Kostbarkeiten: Sonne, Mond und Sterne; die Erde hat drei Kostbarkeiten: Wasser, Feuer und Wind; und der Mensch hat drei Kostbarkeiten: Essenz (Jing), Energie (Qi) und Geist (Shen).“ Himmel, Erde und Mensch sind drei Aspekte des Einen. Der Himmel entspricht der Psyche (xing), die Erde entspricht dem Körperlichen (ming). Diese beiden Aspekte werden in der inneren Alchemie zusammen kultiviert und können nicht getrennt werden. Des Weiteren werden in der Darstellung die geistigen und körperlichen Eigenschaften der sechs Organe beschrieben. Die sechs Organe sind die fünf Speicherorgane Herz, Leber, Milz, Lunge und Niere, die wir aus der chinesischen Medizin kennen plus die Gallenblase. Zusammen werden sie in der inneren Alchemie des Daoismus die sechs Speicherorgane genannt.

„Die Kultivieren des Wahren“-Darstellung vereinigt die Theorien und Grundlagen des „Yijing“, des „Gelben Kaisers“, des „ Zhouyi Cantongqis“ und des „Klassikers des gelben Hofes (Huangting Jing)“ mit der Erfahrung und Praxis der Adepten zu einem integralen Ganzen. Vom Inhalt und von Textuntersuchungen der Darstellung her muss man annehmen, dass das Bild aus der Yuan- oder Ming-Dynastie(1271-1644) stammt. Die sich noch im Umlauf befindenden Exemplare sind ausschliesslich Schwarz- Weiss-Abdrucke, oft mit fehlenden oder falschen Schriftzeichen. Meister Xi hat die verschieden Versionen zusammengetragen, korrigiert und mit dem Wissen, das ihm mündlich überliefert wurde, vervollständigt und zum ersten Mal, um der Verständlichkeit willen, eingefärbt.

Die „Inneren Wege“ Darstellung (neijing tu)

Die Darstellung der Inneren Wege (Meridiane), auch bekannt als die Karte der inneren Landschaft (Ansicht), hat ihren Ursprung im Neijing (Klassiker des Gelben Kaisers). Sie hat das Wasser als Ursprung und benutzt es, um Himmel und Erde zu verbinden. In der Natur ist das Wasser der Ursprung des Lebens, das Wasser wird zu Qi (Energie) und bildet so die Landschaft. Analog verhält es sich mit den Kultivierungsmethoden des Daoismus. Mit dieser Analogie erklärt die Darstellung der inneren Ansicht die Bedeutung von “Xing“ (Geist) und „Ming“ (Energie).

Die Darstellung hat die Form eines Flaschenkürbisses wie auch die Kontur eines Menschen. In der Abbildung findet man Gestirne wie Sonne, Mond und Sterne; Berge, Flüsse, Wälder, Pässe sowie Menschen mit ihren Gerätschaften. Das Bild ist ausserdem mit Gedichten aus dem daoistischen Klassiker des Gelben Hofes, mit Texten eines der acht Unsterblichen Lü Dong-bin, buddhistischen Sutren und Metaphern aus der daoistischen Alchemie beschrieben. Geschickt zusammengefügt ergibt sich daraus ein schönes Bild, in dem Himmel und Mensch eins sind und das Dao dem Gesetz der Natur folgt. Die Abbildungen sind keineswegs willkürlich, jeder Mensch, jeder Berg ist geschickt und natürlich in der Landschaft eingeordnet und hat dort seinen Platz und seine Bedeutung.

Bis in die Ming- (1368-1644) und Qing-Dynastie (1644-1911), als immer mehr Menschen von der Darstellung Bescheid wussten, wurde die Darstellung der inneren Wege in den daoistischen Tempeln als Kostbarkeit im Verborgen gehalten. Darum nahm man an, dass die Darstellung das Werk jener Zeit war, bis man im Mai 2010 in Ruicheng, dem Heimatort von Lü Dong-bin, bei Restaurationsarbeiten im Puren Yang Tempel (Chun Yang Shang Gong) per Zufall entdeckte, dass das Gelände und die Verteilung der Ruinen einiger alter Tempel frappante Ähnlichkeit mit der Landschaft der Darstellung der inneren Wege aufweisen. Im selben Jahr noch beriet sich die Regierung Ruichengs mit der „Beijing Daoist Association“. Unter der Leitung von Herrn Xi stellte man fest, dass die beiden Landschaften in Form, Farbe und Bedeutung der Namen verblüffende Übereinstimmung haben. Herr Xi konnte sich vor Ort überzeugen, dass die Landschaft um Ruicheng, die Anlegung der alten Tempel und Namensgebungen zusammen eine natürliche Darstellung der „inneren Wege“ wiedergeben. Von daher muss angenommen werden, dass die Darstellung anfangs Yuan Dynastie (1271-1368) entstanden ist.

 

(*) Begründer der „Tausend Gipfel früher Himmel“-Schule war Zhao Bi-Chen (1860-1942), der alte Herr der Tausend Gipfel. Sein Buch „Xing Ming Fajue Mingzhi“ wurde von Charles Luk unter dem Namen „Taoist Yoga“ übersetzt.

Xi Chun-Sheng

Herr Xi Chun-Sheng, geb. 1951 in Beijing, hat 1972 unter Meister Niu Jin-Bao angefangen, Daoistische Alchemie zu lernen. Meister Niu war Schüler von Zhao Bi-Chen, dem alten Herrn des Tausend-Gipfel-Berges, Begründer der Tausend-Gipfel–Schule (Qian Feng Dao) und Überlieferer der 11. Generation der „vollkommenden-Wirklichkeit“- Schule (Quanzhen Dao). Neben daoistischer Alchemie hat Herr Xi von namhaften Lehrern Wudang-, Wu- und Yang-Stil Taiji gelernt. Herr Xi ist heute Stammhalter der 2. Generation der Qianfeng xiantian Schule und Vorstandmitglied in der Beijing Daoist Association.

Übersetzung

erfolgte durch Nicolas Leimgruber

Hinweis

Im November 2013 hat Herr Xi zu den Darstellungen und über die Theorie der daoistischen Kultivierungsmethoden und ihren Zusammenhang bzw. die Unterschiede zur chinesischen Medizin erstmals in der Schweiz ein Seminar abgehalten. (Direktlink